Die IAA Mobility 2025 in München hat wieder einmal gezeigt, wie sehr sich die Automobilwelt im Umbruch befindet. Elektroautos, Software, Ladeinfrastruktur – hier entscheidet sich, wer künftig den Takt vorgibt. Dieses Jahr hat besonders BYD die Schlagzeilen dominiert. Der chinesische Weltmarktführer für New Energy Vehicles trat nicht nur mit neuen Modellen an, sondern auch mit handfesten Plänen für Europa. Die Botschaft: Man will hier nicht nur Autos verkaufen, sondern Europa zu einem zentralen Produktions- und Entwicklungsstandort machen.
DOLPHIN SURF: Erstes „Made in Europe“-Modell
Im Mittelpunkt der Präsentation stand der DOLPHIN SURF, ein kompaktes E-Auto, das längst nicht mehr nur Insidern ein Begriff ist. Erst kürzlich wurde es zum „World Urban Car of the Year“ gekürt – ein Titel, der die Relevanz des Fahrzeugs für urbane Märkte unterstreicht. Pünktlich zum Messestart legte BYD nach:
Der DOLPHIN SURF erhielt im Euro NCAP-Crashtest die Bestnote von fünf Sternen. Sicherheit ist gerade in Europa ein zentrales Kriterium beim Autokauf, und mit dieser Auszeichnung hebt sich BYD in einem hart umkämpften Segment von vielen Konkurrenten ab.
Noch wichtiger für den Markt: Der DOLPHIN SURF wird das erste BYD-Modell, das in Europa produziert wird. Geplant ist die Fertigung ab Ende 2025 im neuen Werk in Szeged, Ungarn.
Stella Li, Executive Vice President von BYD, betonte auf der Pressekonferenz:
„Europa ist ein unglaublich wichtiger Markt für uns. Mit dem DOLPHIN SURF setzen wir ein klares Zeichen: Wir wollen nicht nur Autos importieren, sondern Autos in Europa für Europa bauen.“
Ein Kombi mit XXL-Reichweite: SEAL 6 DM-i TOURING
Ein weiteres Highlight war die Europa-Premiere des SEAL 6 DM-i TOURING. Es handelt sich um den ersten Kombi im Portfolio von BYD – ein Fahrzeugtyp, der besonders in Deutschland traditionell beliebt ist.
Das Modell setzt auf BYDs eigene DM-Hybridtechnologie und erreicht eine kombinierte Reichweite von über 1300 Kilometern. Damit positioniert sich der SEAL 6 DM-i TOURING als Langstreckenauto, das Elektromobilität mit Alltagstauglichkeit verbindet.
Mit dieser Vorstellung wächst die europäische Modellpalette von BYD auf 13 Fahrzeuge. Zum Vergleich: Bei der IAA 2023 hatte das Unternehmen erst sechs Modelle gezeigt. In nur zwei Jahren hat BYD sein Angebot damit mehr als verdoppelt.
Flash Charging: 400 Kilometer in fünf Minuten
Auch im Bereich Ladeinfrastruktur setzt BYD auf große Versprechen. Die hauseigene Flash-Charging-Technologie soll schon bald Realität werden. Bereits bis Mitte 2026 plant BYD, in Europa 200 bis 300 Stationen zu installieren.
Die Ladeleistung ist spektakulär: Mit bis zu 1000 Kilowatt lassen sich innerhalb von fünf Minuten 400 Kilometer Reichweite nachladen. Damit könnte der Ladevorgang fast so kurz werden wie ein herkömmlicher Tankstopp.
„Unsere Flash-Charging-Technologie ist ein echter Gamechanger“, erklärte Stella Li. „Wir wollen das Laden von Elektroautos so einfach und schnell machen wie das Tanken von Benzin.“
Den Anfang machen Fahrzeuge der Premium-Marke DENZA, die ebenfalls auf der IAA präsentiert wurden. Besucher konnten in München am Odeonsplatz und am Königsplatz bereits Live-Demos dieser Technologie erleben – ein Vorgeschmack auf das, was bald auf Europas Straßen Alltag sein könnte.
Vertrauen beim Gebrauchtwagenkauf: BYD Certified Pre-Owned
Nicht alle Kunden entscheiden sich sofort für einen Neuwagen. Um auch hier attraktiv zu sein, kündigte BYD das Programm Certified Pre-Owned an. Dahinter steckt ein Konzept, das Vertrauen schaffen soll: Jeder Gebrauchtwagen durchläuft einen 179-Punkte-Check, die Batterie muss mindestens 90 Prozent Restkapazität vorweisen, und Käufer erhalten Garantie, Pannenhilfe sowie digitale Services.
Das Ziel: Auch ein gebrauchter BYD soll sich fast so anfühlen wie ein neuer. Für viele Kunden könnte das den Einstieg in die Elektromobilität erleichtern – und BYD einen weiteren Wettbewerbsvorteil verschaffen.
Zwei Jahre, sieben neue Modelle
BYDs Entwicklung in Europa ist beeindruckend. Noch 2023 stellte das Unternehmen auf der IAA in München das Modell SEAL U vor und bot insgesamt sechs Fahrzeuge an. Heute, zwei Jahre später, sind es 13 Modelle. Parallel laufen die Vorbereitungen für das erste eigene Werk in Europa, und die Lade-Offensive nimmt Form an.
Während andere Hersteller noch Strategien diskutieren, präsentiert BYD konkrete Fahrzeuge, Produktionspläne und Infrastruktur. Dieser Pragmatismus und die Geschwindigkeit, mit der Entscheidungen umgesetzt werden, unterscheiden BYD von vielen europäischen Konkurrenten.
Mit einem erschwinglichen, sicheren und künftig lokal produzierten Kompaktwagen, einem Hybrid-Kombi mit außergewöhnlicher Reichweite, einer Ladeinfrastruktur, die in Rekordzeit aufgebaut werden soll, und einem Gebrauchtwagenprogramm deckt BYD nahezu alle Kundenbedürfnisse ab. Damit positioniert sich die Marke als echter Vollsortimenter im Bereich Elektromobilität.
Für die etablierten europäischen Hersteller bedeutet das zunehmenden Druck. Volkswagen, Stellantis, BMW und andere müssen sich auf einen Wettbewerber einstellen, der nicht nur Autos, sondern ganzheitliche Lösungen anbietet – von der Batterie über die Software bis hin zur Ladeinfrastruktur.
„Wir bauen nicht einfach nur Autos. Wir bauen ein ganzes Ökosystem für nachhaltige Mobilität“
Fazit: BYD beschleunigt in Europa
Die IAA Mobility 2025 hat eindrucksvoll gezeigt, dass BYD es ernst meint. Der Konzern tritt nicht mehr als exotischer Gast auf, sondern baut sich eine feste Basis in Europa auf. Das Werk in Ungarn, die Flash-Charging-Offensive und eine immer breiter werdende Modellpalette sind sichtbare Zeichen einer langfristigen Strategie.
Europa muss sich darauf einstellen, dass BYD gekommen ist, um zu bleiben – und zwar nicht am Rand, sondern mitten im Markt. Für Kunden bedeutet das mehr Auswahl, mehr Innovation und mehr Tempo. Für die Konkurrenz bedeutet es, dass die Karten im europäischen Automarkt neu gemischt werden.
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