Künstliche Intelligenz zieht ins Wohnzimmer ein. Samsung nutzt die IFA 2025, um mit einem großen Paukenschlag seine Vision von „AI Home: Future Living, Now“ zu präsentieren.
Was vor ein paar Jahren noch wie Marketing-Sprech klang, wirkt jetzt erstaunlich greifbar: ein vernetztes Zuhause, das nicht nur smart ist, sondern lernt, mitdenkt und vorausschauend handelt.
Samsung verspricht damit eine neue Stufe der Digitalisierung: KI soll nicht länger ein „Feature“ einzelner Geräte sein, sondern ein unsichtbarer Assistent, der das ganze Zuhause orchestriert. Von Wohlfühltemperatur bis Energiesparen, von Unterhaltung bis Datensicherheit – alles läuft über einen gemeinsamen KI-Kern.
„Das Zuhause, das dich versteht“
Cheolgi Kim, Executive Vice President und Head of Digital Appliances Business, brachte die Vision auf der Pressekonferenz auf den Punkt:
„Samsung baut keine Technik um der Technik willen. Mit AI Home erschaffen wir ein Umfeld, das Menschen unterstützt, ohne sich aufzudrängen – ein Zuhause, das dich versteht.“
Im Klartext: Künstliche Intelligenz soll sich in den Hintergrund zurückziehen und einfach machen, was sonst Aufmerksamkeit oder Arbeit kostet. Das kann so banal sein wie das automatische Schließen der Jalousien bei untergehender Sonne oder so komplex wie ein dynamischer Stromsparmodus für energiehungrige Geräte.
Eine aktuelle Samsung-Studie zeigt, dass 66 Prozent der Konsumenten ein KI-gestütztes Zuhause attraktiv finden. Besonders wichtig sind ihnen dabei die Vereinfachung alltäglicher Aufgaben (44 Prozent) und die Steuerung per Sprache oder Smartphone (45 Prozent).
Komfort und Effizienz im Alltag
Samsung greift diese Wünsche mit SmartThings auf: automatisierte Routinen für Licht, Heizung, Luftqualität oder Rollläden. Das Besondere: Die Abläufe können sich mit Wetter, Tageszeit oder Gewohnheiten synchronisieren.
Doch es geht nicht nur um Bequemlichkeit. Angesichts steigender Energiepreise setzen viele Haushalte auf Kostenkontrolle. Laut Umfrage erwarten zwei Drittel, dass KI dabei hilft, Geld zu sparen. Genau hier setzt SmartThings Energy an: Ein AI-Modus für die Waschmaschine soll den Energieverbrauch um bis zu 70 Prozent reduzieren. Das klingt nicht nur gut fürs Klima, sondern auch fürs Haushaltsbudget.
Sicherheit: KI als digitaler Türsteher
Ein weiterer Fokus: Datensicherheit und Schutz vor Einbrüchen. 40 Prozent der Befragten sehen in KI ein Plus für die Sicherheit. Samsung setzt auf Knox Vault (Hardware-Absicherung sensibler Daten) und Knox Matrix, das den Schutz auf das gesamte vernetzte Zuhause ausweitet. Damit will das Unternehmen verhindern, dass das smarte Heim zum leichten Angriffsziel wird.
Bespoke AI: Wenn Haushaltsgeräte Charakter bekommen
Unter der Marke „Bespoke“ bringt Samsung schon länger Geräte mit personalisierbarem Design. Jetzt kommt die KI-Ebene dazu:
- Bespoke AI Jet Bot Steam Ultra: Ein Staubsaugerroboter, der Flüssigkeiten erkennt – sogar durchsichtiges Wasser. Praktisch, wenn mal ein Glas umfällt.
- Bespoke AI Washer: Mit „AI Wash+“ passt sich der Waschgang an Stoffe und Verschmutzung an. Und er übertrifft die höchste Energieklasse um 65 Prozent – ein deutliches Signal in Richtung Nachhaltigkeit.
- Bespoke AI Dishwasher: Analysiert den Schmutz auf Tellern und Gläsern, wählt den passenden Zyklus und öffnet die Tür am Ende automatisch für schnelleres, energieeffizienteres Trocknen.
- Extractor Induction Hob: Ein Induktionskochfeld mit integriertem Dunstabzug – mehr Platz, weniger Küchenchaos.
Kurzum: Die Geräte sollen nicht nur hübsch aussehen, sondern echte Alltagsprobleme smarter lösen.
Vision AI: Displays, die mitdenken
Neben den „stillen Helfern“ des Alltags setzt Samsung auch auf Entertainment mit KI-Power. Das Stichwort: Vision AI. Die Displays sollen sich anfühlen wie ein „Companion“, also eher wie ein Gesprächspartner denn wie eine Maschine.
Samsung setzt dabei auf eine offene Plattform und kooperiert mit Schwergewichten wie Google, Microsoft und Perplexity.
Highlights der Messe:
- Micro RGB: Ein 115-Zoll-Gigant für Heimkino-Enthusiasten, mit extrem präziser Farbdarstellung.
- The Movingstyle: Ein tragbarer Touchscreen-TV mit Akku – vom Wohnzimmer in die Küche oder sogar in den Garten.
- Samsung Sound Tower: Ein mobiler Lautsprecher mit 18 Stunden Akku, LED-Lichteffekten und App-Steuerung für die Party zwischendurch.
Galaxy AI: Expansion in Riesenschritten
Im mobilen Bereich hat Samsung mit der Galaxy-S24-Serie bereits 2024 den Grundstein gelegt. Das Ziel: KI nicht nur als Feature in Flaggschiffen, sondern auf möglichst vielen Geräten. Bis Ende 2025 soll Galaxy AI auf über 400 Millionen Smartphones, Tablets und Wearables laufen – eine Verdopplung innerhalb von zwei Jahren.
Besonders spannend sind die multimodalen Fähigkeiten: Geräte verstehen gleichzeitig Sprache, Texteingaben und Bilder, und kombinieren diese Informationen intelligent. Damit könnten sich völlig neue Nutzungsszenarien ergeben – vom Reisen über die Fotobearbeitung bis hin zu barrierefreien Anwendungen.
Damit das Ganze nicht nur technisch klingt, holte Samsung den kanadischen Digitalkünstler Maotik ins Boot. Direkt am Eingang zum Berliner CityCube begrüßt Besucher eine 50 Meter breite Medieninstallation, die wellenartige Bewegungen von Datenströmen visualisiert. Das Thema: „Wind“. Die Botschaft: KI ist unsichtbar, aber spürbar – genau wie ein Lufthauch.
Samsung zwischen Vision und Praxis
Samsung inszeniert auf der IFA 2025 die Zukunft des Wohnens – und versucht gleichzeitig, sie in den Alltag zu bringen. Während viele Besucher beim Staubsauger mit Flüssigkeitserkennung oder beim TV zum Mitnehmen wohl schmunzeln werden, steckt dahinter ein ernsthafter Plan: KI soll nicht mehr futuristisch wirken, sondern selbstverständlich werden.
Natürlich bleibt die Frage: Wollen wir wirklich, dass KI den Kühlschrank befüllt, die Heizung steuert und sogar beim Schlafen mitredet? Oder überlassen wir damit zu viel Kontrolle an einen unsichtbaren Assistenten?
Fest steht: Samsung zeigt eindrucksvoll, wie nah die Verschmelzung von Smart Home und KI schon ist – und wie groß der Wettbewerbsvorteil sein könnte, wenn Verbraucher die Vision tatsächlich annehmen.
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