Als Microsoft 2017 den Xbox Game Pass ins Leben rief, galt der Dienst schnell als Revolution: Für einen festen monatlichen Preis erhielten Spielerinnen Zugriff auf eine stetig wachsende Bibliothek. Besonders verlockend war von Anfang an, dass große Titel schon am Releasetag im Abo enthalten waren. So wurde der Game Pass zum „Netflix für Spiele“ – und für viele Xbox-Besitzerinnen ein No-Brainer.
Jetzt, acht Jahre später, zieht Microsoft die Zügel an. Der Game Pass wird komplett neu strukturiert und in drei Stufen aufgeteilt: Essential, Premium und Ultimate. Offiziell verkauft das Unternehmen diesen Schritt als mehr Flexibilität, in Wahrheit wird der Dienst damit aber stärker fragmentiert – und für manche auch deutlich teurer.
Mit dem neuen Essential-Tarif möchte Microsoft vor allem Einsteiger*innen abholen. Für 8,99 Euro im Monat gibt es Zugriff auf eine Auswahl von rund 50 Spielen, die sowohl auf Konsole als auch PC laufen. Mit dabei sind bekannte Titel wie Hades, Cities: Skylines Remastered oder Stardew Valley. Zusätzlich bietet Essential unbegrenztes Cloud-Gaming, Online-Multiplayer und kleinere In-Game-Vorteile etwa für League of Legends oder Call of Duty: Warzone. Auch ein Belohnungssystem ist integriert, mit dem sich durch Spielen und Einkäufe Punkte sammeln lassen – allerdings in kleinem Umfang.
Essential ist damit eine Art Einstiegsdroge in die Game-Pass-Welt. Wer vor allem Multiplayer zocken und ein paar Klassiker ausprobieren will, kommt hier günstig davon. Doch der Katalog ist bewusst stark eingeschränkt. Wer sich tiefer in die Xbox-Welt stürzen will, stößt schnell an Grenzen.
Premium: viel Auswahl, aber ohne Day-One-Games
Mit Premium will Microsoft den Großteil seiner Abonnent*innen adressieren. Für 12,99 Euro im Monat gibt es hier Zugriff auf mehr als 200 Spiele, die ebenfalls auf Konsole, PC und in der Cloud spielbar sind. Darunter finden sich echte Schwergewichte wie Diablo IV, Minecraft, Hogwarts Legacy oder Forza Horizon 5. Neu ist, dass exklusive Xbox-Titel innerhalb von zwölf Monaten nach Release in die Bibliothek wandern – mit einer auffälligen Ausnahme: Call of Duty.
Premium ist damit eine prall gefüllte Spiele-Flatrate, die auf den ersten Blick viel bietet. Doch der entscheidende Unterschied zu früher fällt sofort ins Auge: Day-One-Veröffentlichungen sind nicht enthalten. Was einst das Herzstück des Game Pass war, bleibt den Premium-Nutzerinnen verwehrt. Für Gelegenheitsspielerinnen, die auch ein Jahr auf einen großen Titel warten können, ist das vielleicht verschmerzbar. Wer jedoch sofort am Releasetag dabei sein will, muss weiter nach oben greifen.
Ultimate: alles drin – zum teuersten Preis aller Zeiten
Das neue Ultimate richtet sich an all jene, die kompromisslos alles haben wollen – und dafür bereit sind, tief in die Tasche zu greifen. Für 26,99 Euro monatlich verspricht Microsoft das volle Programm: über 400 Spiele, bis zu 75 Day-One-Releases pro Jahr und dazu jede Menge Extras.
Neben den Standardinhalten gibt es hier EA Play inklusive, ebenso wie das neue Ubisoft+ Classics, das Spiele wie Assassin’s Creed IV: Black Flag, Far Cry Primal oder Ghost Recon Breakpoint ins Abo holt. Ab November kommt außerdem Fortnite Crew dazu, was normalerweise allein schon 11,99 Euro pro Monat kostet und unter anderem den Battle Pass sowie 1.000 V-Bucks monatlich enthält.
Auch beim Cloud-Gaming legt Ultimate zu. Microsoft verspricht eine bessere Streaming-Qualität, kürzere Ladezeiten und das Ende der Beta-Phase. Damit positioniert sich das Unternehmen klar: Cloud soll nicht mehr Spielerei sein, sondern fester Bestandteil des Xbox-Ökosystems. Dazu kommt ein stark erweitertes Rewards-Programm, das bis zu 100.000 Punkte im Jahr ermöglichen soll.
Doch trotz dieser Features bleibt der Blick auf den Preis hängen: Fast 27 Euro monatlich sind eine klare Ansage. Für Vielspieler*innen mag sich das immer noch rechnen, doch für alle anderen wirkt der Betrag wie ein steiler Aufschlag – besonders, wenn man bedenkt, dass der Game Pass einst als günstige Alternative zum Spielekauf startete.
Mehr Spiele – aber auch klare Abgrenzung
Microsoft betont, dass alle drei Tarife auf Konsole, PC und Cloud funktionieren, dass In-Game-Vorteile und Rewards in jedem Modell enthalten sind und dass die Bibliotheken stetig wachsen. Doch in Wahrheit liegt der Fokus auf einer deutlichen Trennung der Nutzergruppen. Essential bietet gerade genug, um „drinzubleiben“. Premium lockt mit einem großen, aber nicht aktuellen Katalog. Ultimate wird zur Luxusvariante, die all jene bindet, die wirklich am Puls der Gaming-Welt bleiben wollen.
Damit verfolgt Microsoft eine klare Strategie: Die Day-One-Spiele als Premium-Gut exklusiv an die höchste Preisstufe binden. Wer die neusten Releases sofort spielen möchte, muss den teuersten Tarif wählen.
Was bedeutet das für Spieler*innen?
Für Hardcore-Gamer*innen, die ohnehin jedes Jahr mehrere große Spiele kaufen würden, kann sich Ultimate trotz des Preises lohnen. Der Zugang zu Day-One-Titeln, Ubisoft- und EA-Katalogen, Fortnite Crew und Cloud-Gaming ergibt in Summe ein Angebot, das es in dieser Breite nirgendwo sonst gibt.
Für Gelegenheitsspieler*innen dürfte dagegen Premium der Sweet Spot sein. Mit 200 Spielen, darunter viele Blockbuster, ist die Auswahl riesig. Wer nicht unbedingt am Releasetag dabei sein muss, kommt hier auf seine Kosten.
Essential bleibt am Ende ein Spartarif für all jene, die vor allem Online-Multiplayer nutzen wollen und nur ab und zu in andere Spiele reinschauen. Als dauerhaftes Hauptabo wirkt es aber etwas dünn.
Xbox Game Pass – die neuen Tarife im Überblick
Der Blick hinter die Kulissen
Microsofts Entscheidung, den Game Pass umzubauen, hat nachvollziehbare Gründe. Die Kosten für moderne AAA-Spiele explodieren, viele Produktionen verschlingen Budgets von mehreren hundert Millionen Dollar. Ein Abo-Modell, das für unter 15 Euro monatlich Zugriff auf Dutzende Day-One-Releases bot, konnte langfristig kaum wirtschaftlich bleiben.
Zugleich zeigt sich, dass Microsoft den Game Pass immer mehr zu einem zentralen Ökosystem ausbauen will. Mit Partnerangeboten wie Ubisoft+ und Fortnite Crew soll der Service nicht nur Spielebibliothek, sondern Drehscheibe für die gesamte Gaming-Welt werden. Der Schritt passt zu Microsofts langfristiger Vision, Xbox nicht mehr nur an Hardware zu binden, sondern plattformübergreifend zu etablieren – auf Konsole, PC und in der Cloud.
Fazit: mehr Auswahl oder versteckte Preiserhöhung?
Offiziell verkauft Microsoft die neue Struktur als mehr Flexibilität, in Wirklichkeit ist es aber auch ein geschickter Schachzug: Die Unterschiede zwischen den Tarifen sind so gestaltet, dass Spieler*innen fast automatisch in Richtung Ultimate gedrängt werden. Der Preis dafür ist hoch – höher, als es viele erwartet haben.
Der Game Pass bleibt einzigartig in seiner Vielfalt, und für Power-User ist das Angebot unschlagbar. Aber er verliert etwas von dem, was ihn einst so attraktiv gemacht hat: den unkomplizierten Zugang zu allem für einen fairen Preis. Stattdessen heißt es jetzt: abwägen, rechnen, auswählen.
Am Ende steht eine unbequeme Wahrheit: Der Traum vom Netflix für Spiele lebt weiter – aber er ist längst kein Schnäppchen mehr.
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