Am 9. Juni startet Apples große Entwicklerkonferenz WWDC – wie immer mit Hochglanzpräsentation, sauber geskripteten Demos und jeder Menge Marketingmagie. Doch wer auf einen großen Durchbruch in Sachen Künstliche Intelligenz hofft, dürfte enttäuscht werden. Denn obwohl Apple vor einem Jahr mit „Apple Intelligence“ offiziell ins KI-Rennen eingestiegen ist, bleibt die ganz große Innovation weiterhin aus.
Was einst als „bedachter Einstieg“ gefeiert wurde, entpuppt sich rückblickend eher als cleveres Rebranding. Genmojis, Schreibassistenten und sortierte Push-Nachrichten – nett, aber nicht weltbewegend. Und Siri? Der große Umbau zur smarten Assistentin steckt weiterhin fest – intern wurde das Projekt sogar neu verteilt, weil’s hakte.
Viel Verpackung, wenig Wow
Laut Mark Gurman (via Bloomberg) wird auch dieses Jahr KI bei Apple zwar sichtbar sein – aber eher zwischen den Zeilen. Die spannendste Neuerung: Apple öffnet seine sogenannten „Foundation Models“ für Entwickler. Damit lassen sich KI-Funktionen wie Text-Zusammenfassungen direkt in Drittanbieter-Apps integrieren. Das klingt fortschrittlich, basiert aber auf vergleichsweise kleinen Modellen mit 3 Milliarden Parametern – also deutlich unter dem, was OpenAI oder Google mittlerweile liefern.

Außerdem bekommt eine ganze Reihe bestehender Funktionen ein frisches „AI-powered“-Label – zum Beispiel in Safari, Fotos oder in der neu aufgelegten Übersetzer-App, die künftig auch über Siri und AirPods funktioniert. Dazu kommt eine neue Energiesparfunktion mit smarter Steuerung und kleine Verbesserungen in den Entwickler-Tools, darunter ein Rich-Text-Editor für SwiftUI.
Neue Namen statt neuer Features
Damit’s trotzdem nach Fortschritt aussieht, greift Apple erneut in die Marketingkiste: iOS und macOS bekommen erstmals Jahreszahlen im Namen – also z. B. iOS 26 statt iOS 18. Ein klares Signal: Man will mit der Namensgebung moderner wirken, wenn es schon bei der Technik selbst nur langsam vorangeht.
Neuerungen bei Hardware? Fehlanzeige. Vision Pro 2 oder neue Macs sind nicht zu erwarten. Stattdessen wird die Präsentation ganz auf Software, Integration und Systemdesign setzen – Themen, in denen Apple traditionell glänzt, die aber mit echtem AI-Fortschritt wenig zu tun haben.
Was hinter den Kulissen läuft
Natürlich arbeitet Apple im Hintergrund an mehr. Projekte wie eine komplett neue Siri mit echter Sprach-KI, ein hauseigener Chatbot („Knowledge“) oder ein smarter Gesundheitsdienst namens „Mulberry“ sind in Entwicklung – aber nichts davon ist reif für die Bühne. Frühestens 2026 will Apple mit diesen Funktionen wirklich angreifen. Intern wird bereits mit leistungsstarken KI-Modellen (bis zu 150 Milliarden Parameter) experimentiert – öffentlich nutzen darf die bisher aber niemand.
Fazit: Solide Show, wenig Substanz
Auch wenn die WWDC wie gewohnt gut produziert sein wird – der ganz große AI-Moment bleibt dieses Jahr aus. Apple spielt auf Sicherheit, während OpenAI, Google & Co. mit Innovationen vorpreschen. Noch kann Apple das Tempo vielleicht wieder aufnehmen – aber allzu viel Zeit bleibt nicht mehr. 2026 wird entscheidend sein.
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