Soundcore Liberty 5 im Test – der Preis-Leistungs-Knaller fürs Ohr?

Soundcore, die Audiomarke von Anker, hat mit den neuen Liberty 5 ihre erfolgreiche Liberty-Serie fortgeführt. Nach dem Achtungserfolg der Liberty 4 NC war die Messlatte hoch, denn vor allem im Preis-Leistungs-Bereich hat Soundcore bislang immer wieder gepunktet. Also: Was können die neuen Ohrstöpsel? Ich habe sie mehrere Wochen im Alltag getragen, im ÖPNV, beim Sport, im Homeoffice und natürlich beim Musikhören.

Lieferumfang & Verpackung – was steckt drin?

Schon beim Auspacken zeigt sich: Soundcore bleibt seiner Linie treu. Die Soundcore Liberty 5 kommen in einem angenehm kompakten Case mit mattem Finish. Erhältlich sind vier Farben (darunter ein sehr schönes mattes Blau, das sofort ins Auge fällt). Im Lieferumfang: USB-C-Kabel, Papierkram und gleich sechs verschiedene Ohrpassstücke. Das ist in dieser Preisklasse alles andere als selbstverständlich und sorgt für optimalen Sitz – ein Muss für Klang und ANC.

Was vielen nicht auffällt, aber Gold wert ist: Schon auf der Verpackung sind wichtige Setup-Schritte abgedruckt. Bevor man das Case in der Hand hält, weiß man schon, wie das Pairing funktioniert. Eine clevere Idee, gerade für Einsteiger.

Das Case selbst wirkt hochwertig, die Magnete halten die Hörer sicher an Ort und Stelle, geladen wird per USB-C oder kabellos über Qi. Einziger Kritikpunkt: Im Inneren des Cases setzt Soundcore auf hochglänzenden Kunststoff, der leider anfällig für Kratzer und Fingerabdrücke ist. Man sieht das zwar selten, aber es fällt beim Rein- und Rausnehmen gelegentlich auf.

Design, Tragekomfort & Alltagstauglichkeit

Die Liberty 5 setzen auf das bewährte Stil-Design mit einer Kombination aus mattem und leicht glänzendem Kunststoff. Sie tragen sich extrem angenehm, sitzen sicher (auch beim Joggen) und sind IP55-zertifiziert, also schweiß- und spritzwassergeschützt. Wer wie ich viel in Bewegung ist, wird die leichte Bauweise und das angenehme Tragegefühl schnell zu schätzen wissen.

Ein besonderes Feature ist die neue „Pinch Control“: Statt Touchgesten drückt man die Stäbe leicht zusammen. In der Soundcore-App lassen sich diese Gesten umfangreich konfigurieren: Lautstärke, Titelwechsel, Mute, Kameraauslösung – alles dabei. Besonders praktisch: Bei Videoaufnahmen mit dem Smartphone lassen sich die Kopfhörer als Fernauslöser nutzen. Die Bedienung könnte allerdings noch etwas feinfühliger reagieren. Mit etwas Übung klappt’s gut, aber ein Firmware-Update wäre hier wünschenswert.

Wer Wert auf Hygiene legt: Die Ohrstöpsel haben innen ein kleines Silikonnetz, das Ohrenwachs abhält – ein durchdachtes Detail.

Klang & Dolby Audio im Alltag

Die Liberty 5 haben 9,2 mm Treiber mit Wollpapiermembran und zwei Akustikröhren für den Bass. Ergebnis: Der Klang ist satt, druckvoll und detailreich. Im Vergleich zu den Liberty 4 NC legt der Bass noch eine Schippe drauf. Wem das zu viel ist, kann in der App nachjustieren.

Soundcore legt traditionell viel Wert auf Bass, das merkt man. Der Klang ist insgesamt angenehm warm mit einer leichten V-Charakteristik. Stimmen treten leicht zurück, dafür wirkt der Sound energetisch und spaßig. Wer klassische Musik oder Jazz bevorzugt, sollte im EQ etwas tweaken. Auch Rock- und Indie-Fans kommen auf ihre Kosten: Gitarrenriffs klingen präsent, ohne zu schneidend zu werden. Bei elektronischer Musik wiederum zeigt sich, wie kraftvoll die Liberty 5 im Tieftonbereich agieren.

Klang im Detail – vom Wohnzimmer bis zum Straßencafé

Besonders auffällig ist, wie vielseitig sich die Soundcore Liberty 5 im Alltag einsetzen lassen. Beim Filmeabend im Wohnzimmer kommt echtes Kinogefühl auf, wenn Dolby Audio aktiviert ist. Der Raumklang wirkt plastisch und erweitert das Klangbild spürbar – ohne unnatürlich zu klingen. In Podcasts hingegen sorgen klar definierte Mitten dafür, dass Stimmen gut verstanden werden, selbst in belebten Umgebungen wie Cafés oder auf dem Bahnsteig.

Dolby Audio funktioniert gut: Die Dolby-Effekte bleiben auch bei benutzerdefinierten EQs erhalten. Wer sich ein eigenes Klangprofil bastelt, muss also keine Abstriche beim 3D-Sound machen. Im Alltag heißt das: mehr Immersion, egal ob Netflix, Zoom-Call oder ein Hörbuch zum Einschlafen. Apropos: Auch bei leiser Lautstärke bleibt der Sound angenehm ausgewogen, was nicht selbstverständlich ist.

ANC 3.0 – Adaptive Noise Cancelling im Härtetest

Soundcore verbaut Adaptive ANC 3.0, das alle 0,3 Sekunden Umgebungsgeräusche analysiert. Besonders menschliche Stimmen werden laut Hersteller doppelt so gut gefiltert wie bei den Liberty 4 NC – und tatsächlich: In Bus, Bahn und Großraumbüro war es spürbar ruhiger.

Die ANC-Leistung überzeugt. Tieffrequente Geräusche wie das Brummen der Bahn oder monotones Lüftungsrauschen werden fast vollständig weggefiltert. Bei Stimmen klappt es erstaunlich gut, wobei natürlich immer ein Rest durchkommt – logisch bei In-Ears. Wichtig: Ohne den passenden Aufsatz bringt das beste ANC nichts. Also: App starten, Passform-Test machen.

ANC in der Praxis: Wie gut ist es wirklich?

In meinem Alltagstest habe ich das ANC unter verschiedenen Bedingungen ausprobiert: Das ANC passt sich wirklich gut an, wirkt nicht „digital“ oder unnatürlich wie bei manch anderem Hersteller. Gerade bei Gesprächen in der Umgebung – etwa am Nachbartisch im Café – sorgt das System für eine wohltuende Ruhe, ohne alles „totzufiltern“.

Wer empfindlich auf Druckgefühle in den Ohren reagiert, kann aufatmen: Die Soundcore Liberty 5 zeigen sich angenehm druckfrei, selbst bei längerem Tragen. Das sogenannte „Pressure Relief“ erinnert an Premium-Modelle wie die AirPods Pro oder Galaxy Buds 2 Pro.

Besonderheit: Die Windgeräuschreduzierung ist separat zuschaltbar. Bei Fahrradfahrten oder windigem Wetter definitiv hilfreich. Die Option sollte allerdings mit Bedacht genutzt werden, da sie die Akkulaufzeit ein wenig reduziert. Für Outdoor-Gespräche oder Spaziergänge bei Schlechtwetter aber ein echtes Plus.

Transparenzmodus & smarte Features

Der Transparenzmodus klingt überraschend natürlich. Gespräche lassen sich führen, ohne dass man das Gefühl hat, einen Blecheimer auf dem Kopf zu haben. Stimmen klingen nicht dumpf oder verzerrt, wie bei vielen Mitbewerbern. Auch Verkehrsgeräusche und Umgebungsgeräusche werden realistisch wiedergegeben, ohne dass es sich unangenehm oder künstlich anhört. Das sorgt für ein sicheres Gefühl beim Spazieren oder Radfahren, da man seine Umwelt weiterhin gut wahrnimmt.

Der Übergang vom ANC- in den Transparenzmodus ist fließend und erfolgt ohne nerviges Knacken oder Lautstärkesprünge. Besonders praktisch: In der App kann eingestellt werden, dass der Transparenzmodus automatisch aktiviert wird, sobald ein Ohrhörer herausgenommen oder ein Anruf angenommen wird. Letzteres ist ein cleveres Detail, das Gespräche ungemein erleichtert – man muss nicht erst umständlich in der App oder am Ohrstöpsel herumfummeln.

Optional lässt sich auch ein Modus aktivieren, bei dem nur Stimmen verstärkt werden, während andere Umgebungsgeräusche etwas zurückgenommen werden. Das ist vor allem im Büro oder in Cafés sehr angenehm, wenn man Gespräche mitbekommen möchte, aber keine Kaffeemaschine im Ohr haben will. Insgesamt zeigt sich hier einmal mehr, wie viel Feinschliff Soundcore in die Softwareintegration steckt.

Mikrofonqualität – auch für Calls geeignet?

Sechs Mikrofone mit KI-basierter Rauschunterdrückung sorgen für klare Gespräche. In der Praxis heißt das: Auch auf belebten Straßen ist man gut verständlich. Windgeräusche werden effektiv reduziert, ohne dass die Stimme zu „digital“ klingt.

Im direkten Vergleich mit Modellen wie den Samsung Buds oder den Nothing Ear 2 schlagen sich die Soundcore Liberty 5 richtig gut. Kein Ersatz für ein Studio-Headset, aber für Zoom, Teams oder spontane Anrufe definitiv mehr als ausreichend.

Akkulaufzeit & Ladedetails

Soundcore gibt 12 Stunden Laufzeit ohne ANC, 8 mit ANC an. Realistisch sind je nach Nutzung 9–10 Stunden ohne und etwa 7 mit ANC – allerdings stark abhängig von der Lautstärke und vom verwendeten Codec. Wer mit LDAC unterwegs ist, muss je nach Hörverhalten ein bis zwei Stunden weniger einplanen. Trotzdem: Für diese Größe sind das mehr als ordentliche Werte.

Das Ladecase selbst bietet mit seinen zusätzlichen drei Ladungen eine Gesamtspielzeit von bis zu 48 Stunden. In der Praxis bedeutet das: Eine Woche Pendeln, tägliches Training oder Homeoffice-Sessions lassen sich problemlos ohne Steckdose überbrücken. Besonders im Alltag mit wechselnden Einsatzszenarien wie Musikhören, Anrufe und Videostreaming spielt diese Ausdauer ihre Stärken aus.

Besonders gut: Fast Charging liefert in nur 10 Minuten bis zu 5 Stunden Wiedergabe – je nach Codec und Lautstärke. Auch kabelloses Laden über Qi ist möglich, was gerade im Alltag mit mehreren Geräten einen praktischen Unterschied macht. Kein Kabel zur Hand? Einfach aufs Ladepad legen – fertig. In Kombination mit der kompakten Bauweise und dem geringen Gewicht des Case ein echter Alltagsvorteil. Wer viel unterwegs ist, wird das zu schätzen wissen. Auch auf Reisen oder im Büroalltag mit wenig Lademöglichkeiten bleibt man so flexibel.

Die Soundcore App – mehr als nur Beiwerk

Die Soundcore-App ist fast schon ein Alleinstellungsmerkmal. Umfangreicher geht es in dieser Preisklasse kaum. Über die App lassen sich nicht nur grundlegende Einstellungen wie Equalizer-Presets anpassen, sondern auch die Funktion „HearID“ nutzen, mit der sich der Klang automatisch auf das individuelle Hörvermögen abstimmen lässt. Für Fans von immersivem Klang stehen verschiedene Dolby-Audio-Modi bereit, die sich ebenfalls frei konfigurieren lassen. Besonders praktisch ist, dass sich die Intensität des Active Noise Cancelling in fünf Stufen regulieren lässt – von leichter Dämpfung bis hin zu nahezu vollständiger Abschottung.

Auch der Transparenzmodus lässt sich über die App steuern und so konfigurieren, dass er bei Anrufen automatisch aktiviert wird. Wer oft draußen unterwegs ist, wird sich über die Windgeräuschreduktion freuen, die sich ebenfalls manuell zuschalten lässt. Für Sportler:innen gibt es eine Trageerkennung mit Auto-Play/Pause-Funktion, damit beim Herausnehmen eines Hörers die Musik automatisch stoppt.

Zocker:innen können sich auf einen Gaming-Modus freuen, der die Latenz spürbar reduziert. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, mehrere Geräte gleichzeitig zu koppeln – das sogenannte Multipoint-Pairing. Auch die Pinch-Gesten, also die Bedienung durch Drücken an den Ohrhörerstäben, lassen sich in der App frei belegen. Wer gerne unterwegs fotografiert, kann sogar die Kamera des Smartphones über die Ohrhörer auslösen.

Abgerundet wird das Ganze durch einen Tragekomforttest zur Ermittlung der optimalen Ohrpassstücke und die Möglichkeit, die maximale Lautstärke individuell zu begrenzen. Kurz gesagt: Diese App bietet ein Funktionsspektrum, das man sonst eher bei Kopfhörern der 200-Euro-Klasse und aufwärts findet. Und das Beste: Sie ist sowohl für Android als auch iOS verfügbar.

Fazit: Der neue Preis-Leistungs-König?

Die Soundcore Liberty 5 sind der nächste konsequente Schritt in der Evolution der Liberty-Serie. Besonders gefallen haben mir Klang, App-Integration, Tragekomfort und das durchdachte ANC. Sie holen das Maximum aus dem Preisbereich unter 100 Euro heraus.

Gibt es bessere Kopfhörer? Klar. Die Liberty 4 Pro klingen noch etwas luftiger und haben ein minimal besseres ANC. Aber die kosten eben auch mehr. Sobald die Liberty 5 für rund 30 € weniger zu haben sind, gibt es kaum Konkurrenz.

Kritikpunkte? Nur Kleinigkeiten: Das Drücken könnte sensibler sein, das Case im Inneren weniger schmutzanfällig. Wer die Liberty 4 Pro zum ähnlichen Preis bekommt, sollte vergleichen. Aber sobald der Preisunterschied 30 Euro oder mehr beträgt, sind die Liberty 5 eine klare Empfehlung für alle, die viel Sound für wenig Geld wollen.