Samsung hat seinen faltbaren Klassiker erneut überarbeitet – und das Galaxy Z Flip 7 zeigt, wie reif die Flip-Reihe mittlerweile geworden ist. Dennoch stellt sich die Frage: Ist ein Flip-Smartphone inzwischen mehr als nur ein modisches Accessoire mit Technik-Finesse?
Design & Verarbeitung: Eleganz trifft Robustheit
Schon beim Auspacken fällt auf: Das Z Flip 7 wirkt edel und ist gleichzeitig robust. Der Rahmen besteht aus sogenanntem „Armor Aluminium“, das deutlich sturz- und kratzresistenter ist als normales Alu. Der Test am Nordseestrand (Stichwort: Holland Edition) zeigt, dass sogar Sand keinen bleibenden Schaden anrichtet. IP48-Zertifizierung inklusive. Auch die Scharniere wirken stabiler denn je und lassen sich nun noch geschmeidiger in verschiedenen Winkeln arretieren – ein echter Fortschritt zum Vorgänger. Die Rückseite ist durch Gorilla Glass Victus 2 geschützt, ebenso wie das Coverdisplay.
Farblich stehen vier Varianten zur Auswahl: Coral Red, Jet Black, Blue Shadow und eine exklusive mintgrüne Version im Samsung-Onlineshop. Coral Red erwies sich im Test nicht nur als Hingucker, sondern passte auch perfekt zum Sommerflair. Das Finish wirkt hochwertig, Fingerabdrücke sind aber sichtbar. Trotz der schicken Optik hätten wir uns zumindest eine mitgelieferte Schutzhülle im Lieferumfang gewünscht – gerade bei einem Gerät für über 1000 Euro.
Hosentaschenfreundlich, aber nicht für jeden Alltag gemacht
Im aufgeklappten Zustand misst das Z Flip 7 nur 6,5 mm in der Tiefe, zusammengefaltet sind es 13,7 mm. Das ergibt ein angenehm schlankes Profil – besonders in engen Hosen oder kleinen Taschen macht sich das bemerkbar. In der Strandtasche, beim Radfahren oder auf dem Festivalgelände: Das Flip verschwindet beinahe unbemerkt in jeder Tasche. Ein echter Pluspunkt im Sommeralltag. Auch beim Gewicht bleibt Samsung zurückhaltend: Mit 188 Gramm ist das Flip 7 angenehm leicht, vor allem im Vergleich zu den oft massigen Foldables.
Allerdings: Die Bedienung ist durch das ständige Auf- und Zuklappen nicht immer komfortabel. Wer viel am Smartphone arbeitet oder oft Nachrichten beantwortet, merkt schnell: Der Klappmechanismus bringt zwar Charme, aber auch Reibung. Ein kurzer Blick auf WhatsApp, dann doch noch schnell antworten, wieder zuklappen – das kann auf Dauer nerven. Vor allem unterwegs oder beim Autofahren, wo man mal eben schnell reagieren will, fühlt sich das Flip eher wie ein stilvoller Umweg an.
Coverdisplay – schön, aber nicht smart genug
Das kleine Frontdisplay hilft, ist aber funktional eingeschränkt. Samsung erlaubt ab Werk nur eine Handvoll Widgets, etwa für Wetter, Musiksteuerung, Timer oder Kamera. Diese laufen zwar flüssig und sehen schick aus, bieten aber keinen echten Mehrwert gegenüber einer Smartwatch. Mit einem Launcher-Trick aus dem Galaxy Store lassen sich zwar auch Apps auf dem 4,1-Zoll-AMOLED-Screen (948 x 1048 Pixel, 120 Hz) spiegeln, doch Bedienung und Darstellung sind nicht immer optimal. Besonders die App-Navigation im unteren Bildschirmbereich wird durch die nahe Kameraaussparung erschwert. Auch eine automatische Drehung des Screens fehlt. Motorola zeigt mit dem Razr 60 Ultra, dass man mit Software-Anpassungen deutlich mehr herausholen kann – inklusive angepasster Layouts, Interaktionselementen und vollwertiger App-Nutzung. Hier darf Samsung gern nachlegen.
Innenleben & Display: Glanzleistung mit Abzug in der Sonne
Das 6,9-Zoll-Innendisplay (AMOLED, Full HD+, 120 Hz) punktet mit satten Farben, starker Auflösung und adaptiver Bildrate. Die bekannte Falte in der Mitte ist kaum sichtbar und nahezu nicht mehr spürbar – ein echter Fortschritt. Samsung nennt es „Infinity Flex Display“ mit Ultra Thin Glass, das eine Mischung aus Kunststoff und Glas darstellt. Das Display liegt flach an, wackelt nicht und zeigt auch bei längerem Einsatz keinerlei Tendenz zur Faltenbildung – ein Problem, das bei Vorgängern durchaus bekannt war.
Im Alltag erweist sich das Panel als echter Hingucker: Farben leuchten kräftig, Kontraste wirken knackig, Texte sind gestochen scharf. Besonders beim Streaming von Serien oder dem Scrollen durch soziale Netzwerke fällt die hohe Qualität des Bildschirms auf. Auch bei schnellen Animationen bleibt das Bild dank 120 Hz butterweich. Hinzu kommt eine präzise Reaktion auf Touch-Eingaben, was das Tippen und Swipen angenehm direkt wirken lässt.
Sonne, Schweiß und Schmierfilm – die Schattenseite des Glanzdisplays
Trotz dieser Stärken offenbart sich bei direkter Sonneneinstrahlung ein klarer Schwachpunkt: Das Panel ist schlicht nicht hell genug, um gegen gleißendes Licht anzukommen. Besonders im Außeneinsatz – etwa beim Lesen einer Nachricht auf dem Balkon oder beim Navigieren in der Sonne – stößt das Flip 7 an seine Grenzen. Samsung gibt keine offizielle Maximalhelligkeit an, was Fragen zur Transparenz aufwirft. Auch subjektiv blieb das Panel im Vergleich zu Topmodellen wie dem Galaxy S25 Ultra oder dem iPhone 16 Pro sichtbar dunkler.
Ein weiterer Minuspunkt: Das Display zieht Fingerabdrücke nahezu magisch an. Schon nach wenigen Minuten Gebrauch ist die Oberfläche übersät mit Schlieren – vor allem bei direktem Lichteinfall wirkt das unschön. Wer also keine Lust hat, ständig mit einem Mikrofasertuch herumzulaufen, muss mit einem gewissen Schmierfilm leben. Immerhin: Kratzer oder mechanische Schäden zeigten sich im Testzeitraum nicht, was für die Schutzschicht spricht.
Performance & Software: Exynos mit Biss
Anders als beim Fold 7 kommt hier nicht der Snapdragon 8 Gen 3, sondern Samsungs eigener Exynos 2500 zum Einsatz. Und siehe da: Der 3-nm-Chip liefert überraschend starke Performance. Kein Ruckeln, keine nennenswerte Hitzeentwicklung, auch bei anspruchsvollen Apps oder Games wie „Asphalt 9“ oder „Genshin Impact“. Selbst längere Sessions führen nicht zu störendem Throttling. Dazu kommen 12 GB LPDDR5-RAM und je nach Modell 256 oder 512 GB schneller UFS-4.0-Speicher. Im Alltag wirkt das Flip 7 dadurch sehr flott – Apps starten schnell, Multitasking läuft flüssig, und auch bei Fotobearbeitung oder Videoschnitt zeigt das Gerät keine Schwächen. Die Benchmark-Ergebnisse (AnTuTu über 1,2 Millionen Punkte) untermauern den starken Eindruck und zeigen: Der Exynos ist dieses Jahr endlich konkurrenzfähig.
One UI und Galaxy AI – ein Ökosystem mit Potenzial
Softwareseitig gibt es Android 16 mit One UI 8.0 und satten sieben Jahren Updates – ein Versprechen, das vor allem Langzeitnutzer freuen dürfte. Galaxy AI ist ebenfalls mit an Bord – inklusive Live-Übersetzungen bei Telefonaten, Transkriptionen von Gesprächen oder Vorträgen sowie intelligenter Texterkennung in Bildern. Voraussetzung für den vollen Funktionsumfang: ein angemeldetes Samsung-Konto. Wer das tut, profitiert von praktischen Funktionen wie dem Dolmetscher-Modus im Urlaub oder der automatischen Inhaltszusammenfassung bei langen Mails.
Die One UI ist weiterhin farbenfroh und etwas verspielt, aber umfangreich und funktional. Besonders positiv fällt die Flexibilität beim Multitasking auf: Split Screen, Pop-up-Fenster, Edge-Panels – alles läuft reibungslos. Im Vergleich zu Stock-Android ist One UI deutlich funktionaler, wenngleich nicht ganz so minimalistisch. Für Einsteiger kann die Vielzahl an Funktionen anfangs erschlagend wirken, doch wer sich einarbeitet, bekommt ein mächtiges Werkzeug an die Hand.
Kamera: Besser, aber nicht komplett überzeugend
Die 50-MP-Hauptkamera liefert scharfe, dynamische Bilder bei Tag und in der Dämmerung. Portrait- und Nachtmodi funktionieren gut, selbst bei bewölktem Himmel oder Gegenlicht entstehen detailreiche Aufnahmen mit stimmigen Farben. Samsung kombiniert hier einen großen Sensor mit f/1.8-Blende und optischer Bildstabilisierung, was für gute Low-Light-Ergebnisse sorgt. Auch der Dual-Pixel-Autofokus arbeitet schnell und zuverlässig – egal ob bei spontanen Schnappschüssen oder bewusst komponierten Motiven. Bei Tageslicht gefallen vor allem die satten Farben und der hohe Dynamikumfang, der Details in hellen und dunklen Bildbereichen gut bewahrt.
Auch die Videoleistung überzeugt: 4K mit bis zu 60 fps sehen auf dem AMOLED-Display hervorragend aus. Der elektronische Bildstabilisator arbeitet effektiv, wobei schnelle Bewegungen nicht immer perfekt ausgeglichen werden. Die Tonqualität beim Filmen ist solide, profitiert aber von externen Mikrofonen. Dank der Falthaltung lässt sich das Flip 7 aufstellen wie ein Stativ – ein großer Vorteil für Selfies, Vlogs oder Aufnahmen ohne Helfer.
Frontkamera & Ultraweitwinkel – starkes Setup mit Kompromissen
Auch die 10-MP-Frontkamera überzeugt, vor allem durch Flexibilität: Sie liefert nicht nur solide Ergebnisse bei Videocalls, sondern ermöglicht auch Selfie-Videos in 4K – ideal für Content Creator. Die Möglichkeit, das Flip auf Oberflächen abzustellen und freihändig zu filmen, macht das Gerät zum mobilen Mini-Studio. Ein kleiner Wermutstropfen: Die Vorschau auf dem Coverdisplay ist nur bis 4K 30 fps verfügbar.
Die zweite Rückkamera ist ein 12-MP-Ultraweitwinkel mit 123° Sichtfeld. Landschaften und Architektur gelingen damit gut, auch die Farbangleichung zur Hauptkamera passt. Dennoch bleibt ein Zoomsensor spürbar abwesend: Wer entfernte Objekte aufnehmen will, muss digital vergrößern – mit entsprechendem Qualitätsverlust. Ein dediziertes Teleobjektiv hätte hier für deutlich mehr fotografische Bandbreite gesorgt.
Akku & Laden: Ausdauernd, aber altmodisch
Mit 4.300 mAh wirkt der Akku nicht üppig, reicht aber überraschend gut für einen Tag mit 6–7 Stunden Screen-On-Zeit. Auch unter intensiver Nutzung mit Kamera, Video-Streaming, Navigation und dem ein oder anderen Mobile Game kam das Flip 7 solide über den Tag. Im Alltag fiel eine gute Energieoptimierung auf, auch durch das adaptive Display-Refresh und die sparsame One UI-Software. Besonders hilfreich: Der Dark Mode und die variable Bildwiederholrate, die im Standby automatisch reduziert wird. Das Flip 7 geht also effizient mit seiner Energie um – ein wichtiger Pluspunkt bei einem kompakten Formfaktor.
Ladezeiten wie 2019 – hier bleibt Samsung stehen
Laden dauert allerdings: Nur 25 Watt kabelgebunden sind 2025 schlicht nicht mehr zeitgemäß. Während Hersteller wie Xiaomi, Realme oder Honor mit 80 bis 150 Watt aufwarten, wirkt das Flip fast schon altmodisch. In der Praxis bedeutet das: Eine volle Ladung von 0 auf 100 % dauert rund eine Stunde. Wer in Eile ist, bekommt innerhalb von 30 Minuten rund 50 % – das reicht meist für einen halben Tag, ist aber kein echter Schnelllade-Kick.
Kabellos geht’s mit 15 Watt, was immerhin bequem ist, aber ebenfalls keine neue Bestmarke. Reverse Charging mit 4,5 Watt ist ebenfalls an Bord – für die Galaxy Watch oder die Buds reicht das. Leider weiterhin keine moderne Akkutechnologie wie Silizium-Kohlenstoff, wie sie Xiaomi oder Honor bereits einsetzen. Positiv: Das Gerät bleibt beim Laden relativ kühl und zeigt keine unangenehme Wärmeentwicklung, selbst bei intensiven Ladevorgängen. Für Vielreisende oder Poweruser bleibt aber ein Wermutstropfen: Das Flip 7 lädt zuverlässig, aber eindeutig zu gemütlich.
Fazit
Mit dem Galaxy Z Flip 7 zeigt Samsung eindrucksvoll, wie weit sich die Klapp-Smartphones entwickelt haben. Die Verarbeitung ist erstklassig, das Gerät fühlt sich hochwertig an und ist dennoch alltagstauglich – selbst in widrigen Umgebungen wie Strand oder Stadtverkehr. Der Formfaktor bleibt ein echter Hingucker und punktet vor allem durch das geringe Packmaß. Auch technisch legt Samsung ordentlich nach: Das neue Coverdisplay ist größer und hochwertiger als je zuvor, wenngleich in der Funktionalität noch eingeschränkt. Der Exynos 2500 überrascht mit starker Leistung, das faltbare AMOLED-Display zählt weiterhin zu den besten seiner Art. Kamera und Software sind im Alltag absolut zuverlässig und vielseitig einsetzbar. Auch die Akkulaufzeit geht in Ordnung – nur die Ladegeschwindigkeit erinnert an vergangene Smartphone-Generationen. Wer also mit den wenigen Einschränkungen leben kann und ein innovatives Smartphone sucht, das Design und Technik auf smarte Weise verbindet, bekommt mit dem Z Flip 7 eines der spannendsten Geräte 2025. Für Flip-Fans und Tech-Liebhaber ist es fast schon ein Pflichtkauf – für klassische Nutzer bleibt es eine stylische, aber nicht immer praktikable Option.
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Test
Samsung Galaxy Z Flip 7
Das Galaxy Z Flip 7 ist das bislang ausgereifteste Flip-Modell von Samsung – mit tollem Display, robustem Design und solider Kamera. Doch Komforteinschränkungen beim Coverdisplay und langsames Laden dämpfen das Premium-Gefühl etwas.
PROS
- Edles, robustes Design
- Verbesserte Kamera, tolle Hauptlinse
- Sehr gutes Haupt- und Coverdisplay
- Flüssige Performance dank Exynos 2500
CONS
- Eingeschränkte App-Nutzung auf dem Coverdisplay
- Display bei Sonnenlicht nicht hell genug
- Langsames Laden mit nur 25 Watt
- Ultraweitwinkel statt Zoom-Kamera