Der Tablet-Markt ist in den vergangenen Jahren ein schwieriges Pflaster geworden. Lange Zeit galt: Wer Premium will, greift zum iPad. Wer Android bevorzugt, landet früher oder später bei Samsung. Andere Hersteller wie Huawei, Lenovo oder Oppo sind präsent, aber in der Wahrnehmung vieler Käufer eher Randfiguren. Xiaomi hingegen hat sich in den letzten Jahren immer weiter vorgearbeitet: Mit aggressiven Preisen, moderner Technik und einem ausgeprägten Gespür für Trends hat sich die Marke vom „Billig-Alternativanbieter“ hin zu einem ernstzunehmenden Player entwickelt. Nun will Xiaomi mit dem Pad 7 Ultra ein Zeichen setzen.
Und zwar eines, das man nicht übersehen kann: 14 Zoll Bildschirmdiagonale – größer als so manches Notebook, dünner als viele Smartphones und technisch so ausgestattet, dass man es durchaus mit Apples iPad Pro 12,9 vergleichen darf. Schon die Eckdaten lassen erahnen: Hier versucht ein Hersteller nicht nur mitzuhalten, sondern gleich die Latte höher zu legen. Doch gelingt das tatsächlich – oder ist das Ganze am Ende ein überdimensionierter Marketing-Gag?
Erster Eindruck: ein Gigant, der Eindruck schindet
Beim Auspacken fällt sofort auf, wie radikal Xiaomi die Idee „Tablet“ interpretiert. Statt des gewohnten 10- oder 11-Zoll-Formats liegt hier ein Gerät vor, das praktisch dieselbe Fläche wie ein 14-Zoll-Laptop einnimmt. Gleichzeitig ist es mit 5,1 Millimetern Dicke so dünn, dass man sich unweigerlich fragt, wie in diesem Gehäuse ein Akku, Lautsprecher, Kameras und ein vollwertiges Mainboard Platz finden.
Das Gewicht von 609 Gramm ist für die Größe fast schon sensationell. Im Vergleich: Ein iPad Pro 12,9 bringt knapp 682 Gramm auf die Waage. Das Xiaomi ist also trotz seiner größeren Diagonale leichter. Dazu kommt eine Verarbeitung, die absolut hochwertig wirkt: Aluminium, präzise gefräste Kanten, dezente Linienführung. Keine Spur von Spielerei, keine wackelnden Tasten. Das Pad 7 Ultra tritt als Premiumprodukt auf – und es fühlt sich auch so an.
Display: Wenn aus dem Tablet eine Leinwand wird
Das Panel ist zweifellos die Hauptattraktion. Ein OLED-Display mit 3200 × 2136 Pixeln, das Inhalte gestochen scharf wiedergibt. Mit 120 Hertz wirkt jede Bewegung butterweich, egal ob beim Scrollen, bei Animationen oder beim Spielen. Mit einer Spitzenhelligkeit von 1600 Nits ist das Tablet sogar bei direkter Sonneneinstrahlung nutzbar, auch wenn der Formfaktor es weniger als Outdoor-Gerät prädestiniert.
Besonders beeindruckend ist die Farbwiedergabe. Dank HDR10+ und Dolby Vision entstehen Bilder mit einer Tiefe, die viele Fernseher in die Schranken weist. Schwarz ist tatsächlich schwarz, nicht grau, und Farben wirken satt, ohne übertrieben zu leuchten. Wer einmal einen Film auf diesem Display gesehen hat, vergisst schnell, dass er ein Tablet in den Händen hält – es fühlt sich wie ein Mini-Heimkino an.
Im Vergleich zu anderen High-End-Tablets ist das Pad 7 Ultra ein ernstzunehmender Gegner. Apples iPad Pro setzt mittlerweile auch auf hochwertige OLED-Technik, mit einer enormen Helligkeit und demselben grandiosen Kontrast/Schwarzwert. Samsungs Galaxy Tab S11 Ultra bietet ebenfalls OLED, allerdings in einem noch breiteren 14,6-Zoll-Format – allerdings ist das Gehäuse dort etwas schwerer und dicker. Xiaomi positioniert sich also clever: groß, aber handlicher als die Konkurrenz, und mit einem Panel, das in seiner Preisklasse nahezu konkurrenzlos wirkt.
Leistung: Xiaomis eigener Chip im Stresstest
Eine Besonderheit des Pad 7 Ultra ist der eingesetzte Prozessor. Während die meisten Android-Tablets in dieser Preisklasse auf Qualcomm setzen, verbaut Xiaomi den hauseigenen XR 01 Chip, gefertigt im 3-Nanometer-Verfahren. Zehn Kerne sorgen dafür, dass Multitasking und grafikintensive Aufgaben problemlos laufen.
Im direkten Benchmark-Vergleich liegt der XR 01 etwas hinter den Spitzenmodellen von Qualcomm. Doch in der Praxis fällt das kaum ins Gewicht. Apps starten ohne Verzögerung, Spiele wie „Genshin Impact“ oder Streaming über GeForce Now laufen flüssig. Hinzu kommt das ausgeklügelte Kühlsystem, das Xiaomi „War Chamber“ nennt. Selbst bei längerer Belastung bleibt das Gerät kühl – ein Punkt, an dem viele Tablets nach einiger Zeit Leistung drosseln.
Die getestete Ausführung bietet 8 GB RAM und 256 GB UFS-4.1-Speicher. Wem das nicht reicht, kann auf Varianten mit bis zu 16 GB RAM und 1 TB Speicher ausweichen. Eine Speichererweiterung via microSD ist nicht vorgesehen – hier bleibt Xiaomi in der Tradition vieler Premium-Geräte, die auf integrierte Speicherlösungen setzen.
Alltagserlebnis: Streaming, Surfen, Zocken
Im praktischen Einsatz zeigt sich schnell, wo die Stärken liegen. Wer das Tablet einmal auf der Couch liegen hat, greift kaum noch zum Smartphone, wenn es um Streaming oder YouTube geht. Das große Display macht Inhalte schlicht angenehmer. Netflix, Disney+, Prime Video – alles läuft dank Widevine L1 auch in 4K.
Besonders spannend ist das Thema Cloud-Gaming. Mit einem angeschlossenen Controller wird das Pad 7 Ultra zur mobilen Konsole. Titel wie Tony Hawk’s Pro Skater oder andere GeForce-Now-Spiele sehen auf dem OLED-Bildschirm schlicht fantastisch aus. Die Latenzen bleiben gering, die Performance stabil – es entsteht beinahe das Gefühl, auf einem kleinen Fernseher zu spielen.
Doch auch alltägliche Aufgaben profitieren vom Format. Webseiten wirken übersichtlicher, E-Mails lassen sich komfortabler lesen und beantworten, Shopping und Routenplanung sind angenehmer. Kurz: Das Pad 7 Ultra verändert die Art und Weise, wie man digitale Inhalte konsumiert. Es ersetzt kein Notebook, aber es verschiebt die Grenze zwischen Handy, Tablet und Laptop neu.
Software: HyperOS zwischen China und Westen
Xiaomi liefert das Gerät mit HyperOS auf Basis von Android 15 aus. Die Oberfläche ist modern, optisch aufgeräumt und funktional. Da es sich um ein Importgerät handelt, sind die Sprachoptionen auf Englisch und Chinesisch beschränkt. Für deutschsprachige Nutzerinnen und Nutzer ist das zwar ein Nachteil, im Alltag aber selten ein ernsthaftes Hindernis.
Entscheidend ist, dass der Google Play Store bereits installiert ist. Alle wichtigen Apps lassen sich ohne Umwege laden. Manche chinesische Dienste sind vorinstalliert, treten aber im Hintergrund zurück und lassen sich ignorieren. Besonders wichtig für Streaming-Fans: Die Zertifizierung für Widevine L1 ist vorhanden, was Full-HD- und 4K-Streaming auf Netflix und anderen Plattformen ermöglicht – keine Selbstverständlichkeit bei Importgeräten.
Kameras: besser als erwartet
Die Kameras sind bei Tablets traditionell Nebensache, doch Xiaomi geht hier einen Schritt weiter. Die 50-Megapixel-Hauptkamera auf der Rückseite liefert Fotos mit überraschend guter Qualität. Besonders beim Scannen von Dokumenten oder beim spontanen Festhalten von Notizen und Objekten zeigt sie ihre Stärke. Videos lassen sich in 4K bei 60 FPS aufnehmen, was für ein Tablet beachtlich ist.
Die 32-Megapixel-Frontkamera überzeugt vor allem bei Videokonferenzen. Mit 1080p bei 60 FPS wirken Meetings klar und flüssig. Das große Display macht Videocalls ohnehin angenehmer, da Gesichter in fast Lebensgröße erscheinen.
Natürlich bleibt die Kameraausstattung eine Ergänzung – niemand wird mit einem 14-Zoll-Gerät ernsthaft in den Urlaub gehen, um Fotos zu machen. Doch im Rahmen dessen, was bei Tablets üblich ist, liefert Xiaomi überdurchschnittliche Qualität.
Sound: mehr als nur Beiwerk
Ein weiterer Pluspunkt ist das Dolby-Atmos-Soundsystem. Während viele Tablets in dieser Größe auf externe Lautsprecher angewiesen sind, liefert das Pad 7 Ultra einen Klang, der tatsächlich raumfüllend wirkt. Musik klingt klar, Stimmen in Filmen und Serien sind präzise, und selbst Bässe sind kräftig genug, um nicht flach zu wirken.
Das Ergebnis ist ein Medienerlebnis, das Display und Sound perfekt kombiniert. Gerade auf Reisen oder im Bett ist es angenehm, keinen Kopfhörerzwang zu haben. Wer jedoch möchte, kann natürlich über Bluetooth 5.4 hochwertige Kopfhörer koppeln – die Verbindung erwies sich im Test als stabil und verzögerungsfrei.
Akku: groß und schnell
Mit einem 12.000-mAh-Akku gehört das Pad 7 Ultra zu den ausdauerstärksten Tablets auf dem Markt. Bei normaler Nutzung – also einer Mischung aus Streaming, Surfen und E-Mail – hält der Akku problemlos einen ganzen Tag, oft sogar länger. Wer das Gerät hauptsächlich für Videos nutzt, kommt auch zwei bis drei Tage ohne Steckdose aus.
Das Ladefeature ist jedoch das eigentliche Highlight: 120 Watt HyperCharge. Innerhalb von 30 bis 40 Minuten ist der Akku vollständig geladen. Schon nach zehn Minuten am Netzteil steht genügend Energie für mehrere Stunden Streaming bereit. In dieser Disziplin setzt Xiaomi Maßstäbe, an die kaum ein anderes Tablet heranreicht.
Für wen lohnt sich das Pad 7 Ultra?
Die Stärken des Geräts liegen klar im Medienkonsum. Wer Serien, Filme oder Spiele liebt, bekommt hier eine Plattform, die Smartphone und Fernseher in manchen Situationen ersetzt. Auch für Studierende oder Kreative, die viel mit PDF-Dateien, Zeichnungen oder Präsentationen arbeiten, bietet das 14-Zoll-Display klare Vorteile.
Weniger geeignet ist das Pad 7 Ultra für Nutzerinnen und Nutzer, die ein handliches, mobiles Gerät suchen. Für unterwegs im Zug oder Flugzeug ist es schlicht groß. Zudem fehlt eine Mobilfunk-Option – ohne WLAN geht nichts. Auch wer ein Arbeitsgerät sucht, das Windows-Laptops ersetzen kann, wird nicht vollständig fündig. Zwar gibt es Zubehör wie Tastaturen oder Stifte, doch ein Notebook bleibt für produktives Arbeiten flexibler.
… und die Konkurrenz?
Im Premium-Segment konkurriert das Pad 7 Ultra vor allem mit dem iPad Pro 13 und dem Samsung Galaxy Tab S11 Ultra.
Das iPad punktet mit besserer Systemintegration, stärkerer App-Ökonomie und extrem hoher Performance, kostet aber deutlich mehr.
Das Galaxy Tab S11 Ultra ist noch etwas größer (14,6 Zoll), allerdings auch schwerer und teurer.
Xiaomi schafft es, mit einem Preis von knapp über 800 Euro ein attraktives Angebot zu machen, das im Bereich Medienkonsum fast keine Schwächen zeigt. Der Importstatus und die fehlende deutsche Sprache sind die größten Hindernisse, ansonsten liefert Xiaomi eine überzeugende Alternative zu Apple und Samsung.
Fazit: Ein Ultra, das den Namen verdient
Das Xiaomi Pad 7 Ultra ist mehr als ein XXL-Gadget. Es ist ein ernsthafter Kandidat im Premium-Tablet-Segment, der mit riesigem OLED-Display, tollem Sound, starkem Akku und ultraschnellem Laden überzeugt. Für Medienkonsum und Gaming ist es derzeit eines der besten Geräte auf dem Markt.
Es ersetzt kein Notebook, und es ist nicht das handlichste Tablet der Welt. Aber es ist ein Gerät, das Spaß macht, Gewohnheiten verändert und zeigt, dass Größe eben doch zählt. Wer über die Import-Hürden hinwegsehen kann, bekommt für rund 800 Euro ein Tablet, das seinem Namen gerecht wird: Ultra in jeder Hinsicht.
Natürlich ist nicht alles perfekt. Der Xiaomi XR 01 Prozessor bleibt im Vergleich zur absoluten High-End-Konkurrenz etwas zurück. Die fehlende Mobilfunk-Option limitiert die Flexibilität. Und die Sprachbeschränkung auf Englisch und Chinesisch ist ein Faktor, den man nicht unterschätzen darf.
Auch der Preis von über 800 Euro ist für viele kein Spontankauf – wenngleich er im Premium-Segment konkurrenzfähig bleibt. Doch wer das Maximum an Tablet-Erlebnis will, wird mit dem Pad 7 Ultra nur an wenigen Stellen Kompromisse eingehen müssen.
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Test
Xiaomi Pad 7 Ultra
Das Xiaomi Pad 7 Ultra ist ein XXL-Tablet, das vor allem beim Medienkonsum brilliert: riesiges OLED-Display, satter Sound, ultraschnelles Laden. Kleine Abstriche bei Software und Mobilität verhindern die Höchstwertung, doch für Entertainment-Fans ist es ein echtes Highlight.
PROS
- Riesiges, brillantes 14"-OLED-Display mit 120 Hz, HDR10+ und Dolby Vision
- Hochwertige Verarbeitung, extrem dünn und leicht trotz XXL-Format
- Dolby Atmos-Sound mit überraschend vollem Klang
- Starker Akku (12.000 mAh) und ultraschnelles 120-Watt-Laden
- Google Play Store vorinstalliert, Streaming in 4K zertifiziert (Widevine L1)
CONS
- Nur als Importgerät erhältlich, keine deutsche Systemsprache
- Kein Mobilfunk (4G/5G) verfügbar, WLAN zwingend nötig
- Eigenentwickelter Chip leicht hinter Snapdragon-Topmodellen
- Preis von über 800 Euro kein Schnäppchen