Smartwatches gibt es inzwischen in Hülle und Fülle. Die einen kosten fast so viel wie ein Mittelklasse-Smartphone, andere sind kaum mehr als etwas aufgepimpte Fitness-Armbänder. Und irgendwo dazwischen, vielleicht sogar näher an der Premium-Liga, siedelt sich die Amazfit Active 2 Square an.
Amazfit, bekannt für seine bezahlbaren, aber dennoch erstaunlich gut ausgestatteten Uhren, liefert hier eine smarte Begleiterin, die mit einem starken Funktionspaket, hochwertiger Optik und vor allem richtig guter Akkulaufzeit punkten will – und das für rund 150 Euro. Wir haben die Uhr getestet und geschaut, ob sie wirklich hält, was sie verspricht.
Erste Begegnung: Schlank, schick und überraschend praktisch
Die Amazfit Active 2 Square positioniert sich auf den ersten Blick als elegante, rechteckige Alternative zu den runden Klassikern von Samsung oder Garmin – und sie macht ihre Sache erstaunlich gut. Das Edelstahlgehäuse ist hochwertig verarbeitet, das Saphirglas schützt zuverlässig vor Kratzern, und mit nur 9 Millimetern Dicke sowie einem Gewicht von knapp über 30 Gramm ohne Band ist die Uhr angenehm unauffällig am Handgelenk. Besonders praktisch: Amazfit legt gleich zwei Armbänder bei, ein sportliches Silikonband und ein edleres Lederband. Damit lässt sich die Uhr je nach Anlass anpassen – für das Training eng anliegend, für den Restaurantbesuch stilvoll.
Noch bemerkenswerter ist die Alltagserfahrung mit den Bändern: Das Silikonband schmiegt sich fest ans Handgelenk und bietet selbst bei langen Trainingseinheiten hohen Tragekomfort, während das Lederband für den urbanen Alltag oder den Abendlook glänzt. Beide lassen sich im Handumdrehen wechseln und geben der Uhr eine gewisse Vielseitigkeit, die man sonst in dieser Preisklasse nur selten sieht.
Das rechteckige 1,75-Zoll-AMOLED-Display (390 × 450 Pixel, 341 ppi) gehört zu den Highlights. Mit einer Helligkeit von bis zu 2000 Nits ist es selbst in praller Sonne hervorragend ablesbar. Der Planverlauf des Glases sorgt dafür, dass es widerstandsfähiger gegen Stöße ist als gewölbte Displays. Und im Alltag ist das rechteckige Format schlicht praktischer: mehr Text, mehr Daten, mehr Übersicht. Dass Amazfit auf eine klassische Krone verzichtet und stattdessen zwei Knöpfe plus Touchsteuerung anbietet, wirkt minimalistisch – und im Training ist es spürbar angenehmer, weil nichts ins Handgelenk drückt.
Die Touch-Bedienung geht nach kurzer Eingewöhnung flüssig von der Hand. Menüs gleiten ohne Ruckeln über den Bildschirm, Animationen wirken modern und elegant. Besonders positiv ist, dass die Displayränder nicht stark abgerundet sind: Das sorgt für eine größere nutzbare Fläche und macht die Anzeige insgesamt stabiler. Wer schon einmal mit einer runden Uhr versucht hat, längere Nachrichten zu lesen, weiß, welchen Unterschied rechteckige Displays machen können.
Auch abseits von Sport und Fitness zeigt sich die Uhr alltagstauglich. Benachrichtigungen kommen zuverlässig an, Anrufe lassen sich dank integriertem Mikrofon und Lautsprecher direkt annehmen, eine Taschenlampenfunktionhilft im Dunkeln. Selbst Sprachqualität und Lautstärke beim Telefonieren überraschten im Test positiv – natürlich ersetzt die Uhr kein Smartphone, aber für kurze Gespräche unterwegs reicht es locker. NFC ist ebenfalls integriert, allerdings hängt die Nutzbarkeit stark von der Bank ab. Im Test war dieses Feature nicht mit jedem Institut kompatibel.
Ein kleiner Schönheitsfehler betrifft die Touch-Empfindlichkeit im Wasser: Regentropfen oder Duschstrahlen führten zu unbeabsichtigten Eingaben. Mit der praktischen Displaysperre lässt sich das Problem aber aus der Welt schaffen. Nach ein bis zwei Tagen hat man die entsprechende Geste verinnerlicht, und dann steht auch Schwimmeinheiten oder einer Dusche mit Uhr nichts mehr im Wege.
Unter der Haube: Technik, Sensoren und smarte Software
Unter der minimalistischen Oberfläche steckt Technik, die man in dieser Preisklasse nicht unbedingt erwartet. Amazfit stattet die Active 2 Square mit einem vollen Sensorpaket aus: Herzfrequenz, SpO₂, Beschleunigung, Gyroskop, Barometer, Kompass, Umgebungslicht – und sogar einem Temperatursensor, den viele teurere Uhren vermissen lassen. Dazu kommt ein aktuelles GPS-Modul mit fünf Satellitensystemen, das im Test zuverlässig, schnell und stabil arbeitete. Wer draußen läuft, radelt oder wandert, bekommt präzise Daten und kann sich im Notfall sogar zurückführen lassen.
Die Softwareseite übernimmt Zepp OS, gekoppelt mit der Zepp-App auf dem Smartphone. Die Bedienung ist einfach: obere Taste für Menü und Einstellungen, untere Taste für Training, dazu Wischgesten für Widgets, Benachrichtigungen und Assistent. Die App überzeugt mit einer klaren Übersicht: Schlafdaten, Schritte, Herzfrequenzkurven – alles auf einen Blick. Besonders charmant ist die Vielfalt an Watchfaces. Schon ab Werk gibt es einige, über die App lässt sich die Uhr mit Hunderten weiteren individualisieren, viele davon kostenlos.
Noch tiefergehend zeigt sich die Software in der Anpassbarkeit: Widgets können neu angeordnet, Benachrichtigungen selektiv aktiviert und sogar kleine Mini-Apps nachinstalliert werden. Dadurch fühlt sich die Uhr individuell an und passt sich dem eigenen Alltag an. Die Synchronisation mit dem Smartphone lief stabil, auch längere Trainingsrouten oder umfangreiche Schlafdaten wurden ohne Aussetzer übertragen.
Ebenfalls an Bord ist der Zepp KI-Assistent. Er funktioniert zuverlässig, solange das Smartphone verbunden ist. Befehle wie „Starte die Stoppuhr“ oder „Wie wird das Wetter morgen?“ wurden prompt umgesetzt. Ohne Verbindung ins Internet schweigt der Assistent allerdings. Trotzdem ist er eine nette Ergänzung, die die Uhr spürbar smarter macht. Und gerade beim Training oder unterwegs, wenn man die Hände voll hat, können Sprachbefehle eine echte Hilfe sein.
Sportskanone am Handgelenk: Fitness, Training und Gesundheit
Das Sport- und Fitnessangebot ist riesig: über 160 Sportmodi stehen zur Auswahl. Von Klassikern wie Laufen, Radfahren und Schwimmen bis hin zu speziellen Modi wie Hyrox-Rennen oder Krafttraining ist fast alles dabei. Besonders spannend: Beim Krafttraining erkennt die Uhr sogar einzelne Übungen. Damit hebt sich Amazfit von vielen Konkurrenten ab, die lediglich Dauer und Puls aufzeichnen.
Die automatische Sporterkennung funktionierte ordentlich, war aber nicht perfekt. Gehen und Laufen wurden im Test nicht immer zuverlässig unterschieden. Radfahren hingegen erkannte die Uhr zuverlässig, sogar beim E-Scooter wurde meist der Fahrradmodus ausgelöst – nicht ganz korrekt, aber nachvollziehbar. Solche Kinderkrankheiten könnten mit Software-Updates noch verbessert werden.
Für Wassersportler ist die Uhr mit 5 ATM Wasserdichtigkeit geeignet. Duschen, Schwimmen oder auch ein Sprung ins Freibad sind kein Problem – nur Tiefseetauchen sollte man vermeiden. Kombiniert mit der präzisen GPS-Aufzeichnung eignet sich die Uhr hervorragend für Outdoor-Aktivitäten.
Auch im Bereich Gesundheit überzeugt die Amazfit Active 2 Square. Herzfrequenz- und SpO₂-Messungen waren plausibel, die Schlafanalyse detailliert – allerdings nur mit dem Silikonband wirklich zuverlässig, da Leder nachts zu locker sitzt. Hinzu kommen Stress-Tracking, Temperaturmessung und sogar Zyklus-Tracking. In Summe bietet die Uhr eine Funktionsfülle, die sich kaum hinter deutlich teureren Geräten verstecken muss.
Zusätzlich punktet die Uhr mit kleinen, aber nützlichen Extras wie Atemübungen zur Stressreduktion oder Erinnerungen an Bewegungspausen. Die Integration in die Zepp-App macht es leicht, Fortschritte über Wochen und Monate hinweg zu verfolgen, und die Daten lassen sich auch exportieren, um sie mit anderen Diensten zu kombinieren.
Akku-Wunder trifft Preis-Leistungs-Kracher
Ein echter Trumpf ist der Akku. Mit 260 mAh Kapazität kommt die Uhr bei normaler Nutzung auf acht bis neun Tage. Selbst wer regelmäßig trainiert, schafft eine Woche ohne Nachladen. Im Energiesparmodus sind sogar bis zu 19 Tagedrin. Aufgeladen wird in rund zwei Stunden über die magnetische Docking-Station mit USB-C-Anschluss. Damit setzt sich Amazfit klar von Premium-Uhren wie Apple Watch oder Samsung Galaxy Watch ab, die oft schon nach 24 bis 48 Stunden ans Netz müssen. Für alle, die ihre Smartwatch nicht als „Ladestation-Buddy“ wollen, ist das ein Kaufargument erster Güte.
Noch interessanter wird das Ganze, wenn man die Akkulaufzeit in Relation zu den Funktionen setzt. Trotz Always-On-Display, kontinuierlicher Herzfrequenzmessung und regelmäßigen GPS-Einsätzen hält die Uhr mehrere Tage länger durch als die meisten Premium-Konkurrenten. Das spricht für eine sehr effiziente Hardware- und Softwareintegration.
Und das alles gibt es für rund 150 Euro – inklusive zwei Armbändern. Klar, es gibt auch Kritikpunkte: Die Touch-Empfindlichkeit im Wasser ist störend, die automatische Sporterkennung nicht immer zuverlässig, und NFC-Pay funktioniert nicht mit jeder Bank. Doch das sind kleine Abzüge in einem insgesamt sehr starken Gesamtpaket.
Fazit
Die Amazfit Active 2 Square ist eine preiswerte, aber erstaunlich ausgereifte Smartwatch, die viele Stärken in sich vereint. Sie ist leicht, robust, extrem hell ablesbar, vollgestopft mit Sensoren und vor allem: Sie hält fast anderthalb Wochen durch, ohne nachzuladen. Wer also eine smarte Uhr sucht, die viel kann, wenig kostet und lange durchhält, macht mit der Active 2 Square einen ausgezeichneten Fang.
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Test
Amazfit Active 2 Square
Die Amazfit Active 2 Square kombiniert minimalistisches Design, helle Anzeige und viele Funktionen mit einer Ausdauer, die selbst teure Modelle in den Schatten stellt. Kleine Schwächen wie die Touch-Empfindlichkeit im Wasser oder eingeschränktes NFC trüben den sehr positiven Gesamteindruck kaum.
PROS
- Hochwertige Materialien (Edelstahl, Saphirglas)
- Sehr helles AMOLED-Display (2000 Nits)
- Lange Akkulaufzeit (8–9 Tage, bis 19 im Sparmodus)
- Umfassendes Sensorpaket inkl. Temperatursensor
- Über 160 Sportmodi
CONS
- Touchscreen im Wasser zu empfindlich
- NFC nicht mit allen Banken nutzbar
- Automatische Sport-Erkennung nicht immer zuverlässig